Das war das OÖ BAU-Symposium 2022: Die Bauwirtschaft im Wandel


Das diesjährige OÖ BAU-Symposium fand unter dem Titel „Die Bauwirtschaft im Wandel“ statt. Aktuelle Geschehnisse in Politik und Wirtschaft überschatten die ohnehin herausfordernden Zeiten für die Bauwirtschaft und beeinflussen diese stark. Um diesen besser begegnen zu können, fasste die BAUAkademie BWZ OÖ Aktuelles zum Thema Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu einem informationsstarken Veranstaltungsnachmittag in Kooperation mit der Landesinnung Bau und Holzbau OÖ und der Zukunftsagentur Bau zusammen und bot spannende Impulse.




 

Nachhaltigkeit und Digitalisierung effizienzsteigernd nutzen

Nach einer Begrüßung der 100 Teilnehmer/innen durch Harald Kopececk, MBA, Leiter der BAUAkademie BWZ OÖ, folgte der direkte Einstieg ins Thema mit Herrn Landesinnungsmeister BAU Tirol BM Anton Rieder mit „Am Weg zum digitalen Handwerk“ und wie dies für einen Mittelständler mit einer klaren Strategie möglich ist. Sein Ausblick: in Anbetracht von Klimawandel, Fachkräftemangel, komplexer Digitalisierung und anhaltender Kostenexplosion ist die Stimmung in der Bauwirtschaft in Österreich allgemein eher trüb. Und dennoch, durch eine Verschiebung der Wertschöpfung in Richtung Digitalisierung und Vorfertigung gilt es für jeden Baubetrieb sein geeignetes Geschäftsmodell zu finden. Darauf abgestimmte Prozesse und eben auch Digitalisierungsentscheidungen sind für ihn die Kriterien für eine positive Entwicklung.

„Ein starker Wandel ist auch bei den Fachkräften spürbar,“ setzte Kopececk in seinem Kurzinput über die neue Arbeitswelt am Bau fort. Die Mitarbeiterlandschaft verändert sich, weil junge potentielle Fachkräfte heute anders sind als früher. Der Wunsch nach optimaler Work-Life-Balance, aber auch ein cooler Lifestyle und häufige Jobwechsel prägen den Nachwuchs, hier hinkt das Image des Handwerksberufs hinterher. Im Schnitt gibt es rund 20 % weniger Lehrlingsbewerbungen als noch vor zehn Jahren verstärkt durch einen Rücklauf qualifizierter Leute auf Grund der Demografie-Falle. Daher muss die Arbeitsstelle Bau neu gedacht werden. Vergünstigungen wie Home-Office oder ein Fitnessstudio ist für unsere Fach- und Führungskräfte der Baustellen meist nicht machbar. Wichtig und in der Verantwortung des Managements liegt das Evaluieren jener Risikofaktoren, die eine vorzeitige Kündigung auslösen könnten. Dies fängt bei der Hygiene auf Baustellen an, geht über die Stressreduktion durch optimalere Prozesse und hört bei der Wertschätzung unseres Personals auf. Ohne Veränderungen wird es auch in Zukunft schwierig sein, gutes und ausreichendes Fach- und Führungspersonal zu finden.  

Mit dem Nachhaltigkeitsthema „Green Deal/CO2-Bilanz: Massivbau in der Defensive? Wie Forschung hilft!“ setzte Bmstr. Arch. Dipl.-Ing. Gunther Graupner von der Zukunftsagentur Bau fort und bot in seiner Präsentation konkrete Lösungsansätze für den Massivbau. Er sprach sich für das Gebäude als Energiespeicher aus – im Gegensatz zu Energie-Verbraucher bzw. -Produzent. Wärmepumpen stellen einen wichtigen Baustein in der Energiewende dar, insbesondere in Kombination mit erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Sonne. Außerdem helfen regionale Baustoffe, die Erhaltung der Biodiversität und intelligentes Heizen bei der Reduktion der CO2 Bilanz, einen steuernden Effekt wird hoffentlich auch die hart erkämpfte Förderung für die Bauteilaktivierung im Wohnbau haben, auf die Graupner am Ende seines Vortrages hinwies.
 

Digitaler Reifegrad in Österreich

Die Ergebnisse der Studie „Digitaler Reifegrad von Baubetrieben“ präsentierte Ing. Robert Plomberger, MAS, Kompetenzzentrum Future Digital, die in einem 1. Durchgang im Juni 2022 von der Zukunftsagentur Bau finalisiert wurde.
Mit dem entwickelten „Digipuls“ ist Digitalisierung messbar und vergleichbar. Neben notwendigen Investitionen in digitale Lösungen ist der Mensch ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der digitalen Transformation. Eine Effizienzsteigerung in der Digitalisierung, u.a. mit BIM wird deutlich gesehen. Die Reifegradbeschreibung erfolgt nach Plomberger in den Kategorien
•    Digital Beginner, Digital Follower, Digital Transformer und Digital Leader,
wobei qualitativ die Faktoren Prozesse, Daten, Systeme und Kompetenzen zum Tragen kommen.

Auf Basis dieser Faktoren und der Auswertungsergebnisse erfolgte die Einstufung der Baubranche in Österreich in den Bereich des Digital Beginners, sowie bis ins erste Drittel des Digital Followers und hat daher am Weg zum digitalen Leitbetrieb noch Entwicklungspotential. So ergab die Analyse, dass durchschnittlich
•    Prozesse eher individuell laufen,
•    Datenverbindungen zwischen den einzelnen Lösungen teilweise vorhanden sind,
•    der Nutzungsgrad der Systemlandschaft mitarbeiterbezogen sehr unterschiedlich ist,
•    Schulungen nur funktional und vereinzelt durchgeführt werden und
•    ein digitaler Fahrplan nur teilweise vorhanden ist.

Für die zweite Runde kann man sich noch bis Ende Jänner 2023 anmelden.
Einen spannenden Einblick in die Finanzwirtschaft und ihre indirekte Steuerungsmöglichkeit im Sinne der Nachhaltigkeit gewährte MMag. Roland Hechenberger, MBA, Dir.Stv. der Raiffeisenlandesbank OÖ AG mit „Quo Vadis Bauwirtschaft mit Environment - Social - Governance (ESG) & Taxonomie“.
Zur Abwendung der Auswirkungen des Klimawandels gilt seit 2020 die EU Taxonomie als Weiterentwicklung der ursprünglich definierten Kyoto Ziele. Damit soll Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden, insbesondere in dem Gelder vermehrt in nachhaltige Investitionen, die dem ESG Rating entsprechen, fließen.
Darin liegt einerseits ein Risiko für Industrien, deren Produkte oder Produktionsprozesse den Nachhaltigkeitszielen nicht entsprechen, andererseits auch eine riesige Chance für die Bauwirtschaft, wenn sie zukunftsorientierte Bauprojekte entwickelt, für welche die Banken von morgen laut dem Verhaltenskodex eher Kredite gewähren als für nicht Nachhaltige. Damit fällt den Banken eine steuernde Rolle von finanzierten Investitionen zu, womit langfristig auch die Nachfrage nach energie- und ressourcenschonenden Bauen und Renovieren steigen wird, weil schlichtweg auch im privaten Bereich Kredite nur noch dafür vergeben werden.
Es folgte der Kurzinput zur Software „myBauOffice - Prozessstandardisierung und -optimierung für mittelständische Bauunternehmen“ durch Andreas Huber, MSc von Riedertech, in welchem die wesentlichen Vorteile dieses selbst entwickelten Tools als konkrete Anwendung für ausführenden Bauunternehmen präsentiert wurde.
 

Boomerang Recruiting oder wie Unternehmen sich bei Mitarbeitern bewerben

Auch wenn der Fachkräftemangel alle Branchen betrifft, ist „Bau-Fachkräfte suchen, finden und halten“ laut Mag. Isabella Pachinger-Döberl von Iventa International Management Consulting GmbH ein schwieriges Unterfangen.
Neben den eingangs von Herrn Kopececk erwähnten Faktoren bewertete sie z.B. auch die nicht vorhandenen Teilzeit- und Home-Office-Arbeitsplätze im Baubereich als Abschreckung für potentielle Bewerber. Chancen sieht sie vor allem in der Ansprache von Quereinsteigern oder Weiterempfehlung durch aktuelle Mitarbeiter, aber auch für Rückkehrer im Sinne von „Boomerang Recruiting“ sollen Betriebe heute offener sein.

Für alle Unternehmen gilt, dass größtmögliche Flexibilität in der Arbeitsplatzgestaltung, zusätzliche Benefits und einfache Bewerbungsmöglichkeiten auf geeigneten Plattformen mittels One-click System die Anzahl der Bewerber steigert, auch wenn hier – gerade am Bau – die Kreativität gefragt sei.

Anschließend bot das Restaurant BAUAkademie Lachstatthof den geeigneten Rahmen für intensives Networking als Abschluss des Bausymposiums OÖ 2022.



 
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